Wieder heil werden

In Japan werden die Bruchstellen eines Gefäßes mit Goldstaub geflickt, diese Kunst nennt sich KINTSUGI.
So wirken die Brüche besonders kostbar, das ganze Gefäß ist nicht neu und etwas anders, hat aber die gleiche Form und es glänzt sogar ein wenig an den geklebten Stellen.

Jede wiederhergestellte Schale zeigt: Ich bin gebrochen UND ich habe Vieles überstanden.
Es hat Mühe und Zeit gekostet, wieder ganz zu werden, wieder neu gefüllt werden zu können.
Und genau das macht jedes Gefäß einzigartig.

Erzählt davon hat mir eine Frau, die ihren Partner vor einiger Zeit durch Tod unerwartet verloren hatte.

Vielleicht ist es das, was Psychotherapie versucht, wenn es darum geht, Gebrochenes im Leben wieder ganz oder heil werden zu lassen.

Einem Licht folgen

Weihnachten 2022

3 Weise, darunter auch Melchior, sind einem Stern und seinem Licht gefolgt. Ob sie gewusst haben, was sie erwartet? Aber sie waren wohl gewiss, dass da etwas ganz Besonderes wie ein neuer König sein muss. Und sie machen sich auf den Weg aus dem heutigen Persien, eine Reise gepflastert mit Gefahren und Mühsal, nehmen das Wertvollste mit, was sie haben, um es als Zeichen ihrer Ehrerbietung zu geben.

Nichtsahnend gehen sie zu Herodes, um von ihm zu erfragen, wo sie denn den neuen König finden können. Dessen Weisen berichteten davon, dass es da schon eine Prophezeiung gegeben habe von der Geburt eines besonderen Kindes in Bethlehem. Und so ganz wohl war ihm doch dann nicht und er wollte dieses Kind töten, damit es ihm nicht mehr gefährlich werden könne.

Die Weisen folgten weiter dem Stern und fanden das Jesuskind in den Armen von Maria in einem armseligen Stall. Sie warfen sich vor ihm nieder, nannten ihn König und brachten ihm ihre Geschenke dar.

Wer von uns würde es wagen, einem Stern am Himmel zu folgen, lebensbedrohliche Gefahren am Weg auf sich zu nehmen?

Und doch fordert das Leben von uns immer wieder auch, gewohnte Wege zu verlassen, uns auf Unbekanntes einzulassen. So manchen Weg kennen wir nicht, alles Wissen nützt nicht mehr. Und wir landen bei der Frage: reicht unser Mut? Jesus kam als Erlöser in die Welt und wir alle bedürfen seiner Erlösung.

Und so erinnert uns die Geburt Christi wie ein leuchtender Stern, wenn wir wieder einmal verzweifeln.

face to face

Weihnacht 2021

Holzschnitt Handdruck (Ausschnitt) Johann Henzinger

Es gibt einige unveröffentliche Holzschnitte meines Vaters, darunter auch einige zum Thema Christi Geburt, die er immer als Handdrucke fertigte. Betrachtet man diese Darstellungen, sind sie thematisch recht unterschiedlich und beleuchten verschiedene Aspekte der Geburt Christi. Immer wieder stellt er den einen oder anderen Aspekt in den Vordergrund, der mit etwas zu tun hat, das er im jeweiligen Kalenderjahr erlebt hat.


Um zu einem seelisch gesunden Menschen zu werden, bedarf es der intensiven Zugewandtheit vor allem auch in der Initialphase des Lebens, von Angesicht zu Angesicht, hier dargestellt durch das, was in Zeiten wie diesen „Face to face“ genannt wird (im Gegensatz von „Video-Telefonie“).

Dieser Holzschnitt zeigt Mutter und Kind einander eng zugewandt im Sehen und Gesehenwerden, im Hören und Gehörtwerden, im Berühren und Berührtwerden. So entsteht ein intensiver Austausch im Geben und im Nehmen. Das zu erleben, bedürfen wir vom ersten bis zum letzten Atemzug.

Von einem anderen Menschen „wahr“genommen zu werden, kann helfen, zur eigenen Seele Kontakt zu finden und damit zu Sorgen, Zweifeln, Ängsten aber auch Freuden. Und manchmal gelingt es, das Blatt zu wenden zu einem Zustand des inneren Friedens.

EMPATHISCHE BERÜHRUNG LINDERT SCHMERZEN

Ob Baby oder Greis: Menschen leiden weniger stark unter Schmerz und Stress, wenn sie berührt werden.

Von Werner Bartens, Süddeutsche Zeitung. Link: http://www.sueddeutsche.de/politik/studie-beruehrende-medizin-1.3556150
Pavel Goldstein kam während der Geburt seiner inzwischen vierjährigen Tochter auf die Idee. „Meine Frau hatte starke Wehen und ich dachte nur daran, wie ich ihr helfen könnte“, erinnert sich der Psychologe von der Universität Haifa. „Ich hielt ihre Hand und das schien die Beschwerden bereits zu lindern. Deshalb wollte ich später im Labor herausfinden, ob Berührung tatsächlich die Schmerzen verringern kann – und wenn ja, wie.“ Was passiert, wenn einer intuitiv die Hand des anderen ergreift, sobald der Zahnarztbohrer, fiese Spritzen oder andere brenzlige Situationen drohen?
Der Wissenschaftler aus Israel hat mit seinem Team bei jungen Paaren untersucht, was Körperkontakt bewirken kann. Im Fachblatt Scientific Reports zeigen die Forscher, dass sich physiologische Vorgänge wie Herzschlag und Atmung bereits einander annähern, wenn sich Partner im selben Raum befinden. Plötzlich auftretender Schmerz – in diesem Fall ausgelöst durch leichte Hitzereize am Unterarm – unterbricht diese Synchronisierung jedoch. Dürfen sich die Paare hingegen berühren, während der Schmerz ausgelöst wird, passen sich die Rhythmen einander an und das Leiden wird weniger stark empfunden.
Die schmerzlindernde Wirkung der Berührung lässt sich sogar noch steigern. Sie fällt umso stärker aus, je ausgeprägter die Empathie füreinander ist. „Berührung könnte das Werkzeug sein, mit dem wir Mitgefühl vermitteln“, sagt Goldstein. „Die Folgen sind mit der Einnahme von Schmerzmitteln vergleichbar.“
Berührung ist die erste Sprache. Babys spüren von Anfang an die beruhigende Wirkung und behagliche Wärme, wenn sie angefasst werden. Sie wachsen schneller, sind weniger schmerzempfindlich und besser vor Infektionen geschützt, wenn sie immer wieder liebevoll berührt werden. Doch viele Gesellschaften pflegen mit zunehmendem Alter nicht Nähe und Körperkontakt; vielmehr prägen Distanz und Abgrenzung das Miteinander. Dabei gilt auch für Erwachsene, dass Gefäße elastischer bleiben, Herzinfarkte seltener sind und die Mobilität im Alter erst später eingeschränkt ist, wenn man immer wieder liebevoll berührt wird.

Der Mensch ist ein soziales Wesen, auch wenn das im Alltag oft nicht zu spüren ist. Sehen Kinobesucher einen bewegenden Film, gleichen sich ihre Herzrhythmen und Atemzüge an, beim Singen und Tanzen geschieht das sowieso, aber auch zwei Fußgänger fallen nebeneinander in den gleichen Schritt und in Konferenzen nehmen Kollegen die gleiche Sitzhaltung ein. Umgekehrt ist Einsamkeit und Ablehnung sogar körperlich schmerzhaft. „Ausgrenzung tut physisch weh“, sagt Naomi Eisenberger von der University of California in Los Angeles. Sie spricht von „sozialen Schmerzen“, die entstehen, wenn jemand aus einer Gruppe ausgeschlossen wird und sich allein fühlt.
Paare, Freunde und Kollegen sollten deshalb die hauseigene Schmerzapotheke öfter nutzen, fordert Goldstein. Leiden lassen nach, und schon bei gelegentlichen flüchtigen Berührungen halten Beziehungen länger. Sogar ein Berg wirkt weniger steil, wenn man Händchen hält. Beim Anstieg zum Gipfel kann es nie schaden, im Gleichschritt und mit synchronem Puls voranzukommen.