ADHS: IST EINE ZU FRÜHE EINSCHULUNG SCHULD AN DER HÄUFIGEN DIAGNOSE?

Früh eingeschulte Kinder bekommen häufiger die Diagnose ADHS und entsprechende Medikamente als ihre älteren Klassen­kameraden. Das geht aus einer neuen Studie des Versorgungsatlasses und der Ludwig-Maximilians-Universität München über das sogenannte Zappelphilipp-Syndrom hervor. Von den Kindern, die erst kurz vor dem Stichtag zur Einschulung sechs Jahre alt wurden, erhielten 5,3 Prozent im Laufe der folgenden Jahre die Diagnose ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung). Bei den rund ein Jahr älteren Kindern in der Studie waren es 4,3 Prozent. Wenige Wochen oder Tage zwischen Geburtstag und Stichtag können somit gravierende Folgen haben.

«Unsere Studie zeigt, dass die traditionelle Einschulungspolitik, bei der die Schulpflicht an gegebene Stichtage geknüpft wird, die Diagnosehäufigkeit psychischer Erkrankungen bei Kindern beeinflussen kann», schreiben die Forscher. Die Frage, warum jüngere Kinder eher als impulsiv, hyperaktiv und unaufmerksam gelten, kann die Studie nicht beantworten. Die Forscher vermuten jedoch, dass das Verhalten der jüngeren und oft unreiferen Kinder mit dem ihrer älteren Klassenkameraden verglichen wird. Dadurch werde deutlich, dass das negative Verhalten bei den Jüngeren ausgeprägter sei, und dies möglicherweise als ADHS interpretiert. Die Wahrscheinlichkeit einer entsprechenden Diagnose steige.